Chemikalienmanagement

Ist Recyclingfaser zukunftsfähig?

Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was mit deiner Pfandflasche (PET-Flasche) passiert, nachdem du sie in den Rücknahme-Automaten geworfen hast? Eine Möglichkeit ist das Recycling zu einem neuen Kleidungsstück. So können wir mit gutem Gewissen Plastik verbrauchen und Kleidung kaufen… oder etwa nicht?

Der Weg von der Flasche zum Kleidungsstück 

Der Recyclingvorgang sieht so aus: Nach der Abgabe in den Pfandautomaten wird die Flasche zerkleinert und zu Ballen gepresst. Diese Plastikballen begeben sich nun auf eine lange Reise – häufig auf Containerschiffen in Länder wie China, wo niedrige Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards gelten. Dort angekommen werden die Flaschenschnipsel gereinigt, eingeschmolzen und zu Polyesterfäden versponnen, um daraus Textilien wie Shirts, Socken oder Fleece-Jacken herzustellen. Die fertigen Produkte werden wieder per Containerschiff in verschiedene Länder transportiert und landen letztendlich in unserem Kleiderschrank. 

Rechnet sich der Aufwand? 

Aus wirtschaftlicher Sicht bietet das Recycling keine Vorteile. Die teuren und zeitaufwendigen Wiederaufbereitungsprozesse können nicht mit den niedrigen Erdölpreisen für Neuprodukte mithalten. Es wäre also günstiger, Plastikprodukte zu entsorgen und neu zu produzieren, statt sie wiederzuverwerten. 

Doch wie sieht der Prozess aus ökologischer Sicht aus? 

Die Herstellung herkömmlicher synthetischer Kleidung ist äußerst energieintensiv und für hohe Co2-Emissionen verantwortlich. Der Energiebedarf eines Kunstfaser T-Shirts ist um 40 Prozent höher ist als beim Gegenstück aus Baumwolle. Doch unser Recyclingkleidungsstück schneidet hier nicht besser ab, da die Aufbereitung der Fasern ebenfalls sehr energieintensiv ist. Außerdem beginnt und endet der Prozess mit langen Transportketten und ist somit ebenfalls für eine Menge Treibhausgase verantwortlich. 

Auch bei uns Zuhause können die recycelten Kunststofftextilien der Umwelt schaden, indem sie beim Waschvorgang Mikroplastik freisetzen, das über das Abwasser in unsere Umwelt gelangt. 

Einem gesundheitlichen Risiko können wir uns mit der Recyclingfaser ebenfalls nicht entziehen. Da Kunststoffe im Zuge des Recyclingprozesses üblicherweise an Qualität verlieren, werden sie oft mit einer großen Anzahl weiterer chemischer Zusatzstoffe versehenAm Ende des Recycling-Prozesses steht dann häufig ein Produkt mit einer undurchschaubaren Anzahl an verschiedensten Chemikalien, dessen Wechselwirkungen und Langzeitfolgen für Umwelt und Gesundheit unklar sind. 

Ist nachhaltige Mode möglich? 

Wenn also nicht einmal die Recyclingfaser nachhaltig ist, können wir dann überhaupt noch mit guten Gewissen Kleidung kaufen? Die Antwort lautet: Ja, aber unter dem Motto: Think before you buy 

Verzichte auf Kleidung aus Recyclingfaser, genauso wie aus herkömmlicher Synthetik-Faser (Polyester, Polyamid, Elastan, …) und schütze so die Umwelt vor unnötigem Plastikverbrauch. Kaufe außerdem nur Kleidung, die du wirklich trägst und setze auf Second-Hand. Verkaufe auch deine alte Kleidung auf Plattformen wie „Vinted“ oder tausche mit Freunden und Familie. 

Das gute daran: Je öfter ein Kleidungsstück gewaschen wurde, desto geringer ist das Risiko, dass es gefährliche Chemikalien abgibt, die du aufnehmen kannst. Und aus ökologischer Sicht: Je weniger Kleidung produziert wird, desto besser für die Umwelt. 

Sina Trispel
BEF Deutschland

Wenn du Fragen oder Feedback hast, sende gerne eine E-Mail an: chemieteam@bef-de.org

Themenseite: https://www.bef-de.org/plastik-kleidung/

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