Chemikalienmanagement

Scandic und Schanzenstern: Zwei Hamburger Öko-Vorreiter im Hotel- und Gastrobetrieb

 

Ein Interview mit dem Schanzenstern und dem Scandic Emporio

Unterschiedlicher könnten die beiden Hotels gar nicht sein: Das eine ein kleines, privat geführtes Hotel mit Bio-Cateringservice in Hamburg-Altona, das andere eine internationale Kette mit Betrieben hauptsächlich in Nordeuropa. Doch haben sie in ihrer Unternehmensführung eins gemein – ein umweltbewusstes Handeln mit Ressourcen und Chemikalien!

Fangen wir klein an: Mit einem Bioladen im Jahre 1980, den Hermann Oberth, Eigentümer des Schanzensterns, einst führte. Dieser entwickelte sich aus eigener Überzeugung heraus und führte dazu, dass das Hotel Schanzenstern entstand. Auch hier blieb er seinem umweltbewussten Handeln treu und führt neben dem Hotel ein Bio-Mittagstisch und -Catering. Hierfür nutzt er ausschließlich bio-zertifizierte und regionale Lebensmittel. Im Hotelbetrieb setzt er ebenso auf ein nachhaltiges Management: Es gibt beispielsweise eine Regenwasseranlage für die Toilettenspülung, recyceltes Toilettenpapier und sogar einige Zimmer, die mit Vollholzmöbel ausgestattet sind. Gereinigt wird hauptsächlich mit ökologischen Reinigungsmitteln und es werden teilweise Dampfreiniger eingesetzt, denn hierfür benötigt man keine Chemikalien, da hier mit 100°C heißem Wasser gereinigt wird.

Bei der Reinigung stellt Hermann Oberth klar: „Der Einsatz von ökologischen Reinigungsmitteln ist nicht teurer als konventionelle Produkte, jedoch sind die Personalkosten höher, da die Reinigung teilweise länger dauert.“ Aber deswegen das Konzept zu ändern, kommt für ihn nicht in Frage, denn das hat etwas mit der persönlichen Einstellung zu tun.

Weiter geht es mit dem Scandic Emporio in Hamburg. Hier trafen wir den technischen Leiter Jens Behrens, der nun seit sechs Jahren dort arbeitet. Begeistert erzählt er: „Als Mitarbeiter wird man vom Nachhaltigkeitsbestreben des Unternehmens angesteckt und verändert dadurch sein eigenes Verhalten im Bereich von Umweltbelangen – ich fahre z.B. nur noch mit dem Fahrrad zur Arbeit.“

Die Hotel-Kette Scandic Hotels mit Hauptsitz in Stockholm hat sich einen hohen Umweltstandard für seine Hotels auferlegt. Als erstes Hotel führte es die Handtuch-Regel ein – demnach bedeutet ein auf dem Boden liegendes Handtuch „Bitte waschen“ und ein aufgehängtes „Nutze ich weiter“. Mittlerweile ist diese Praxis in fast allen Hotels fester Bestandteil des Managements geworden. Jedoch geht Scandic noch einige Schritte weiter. Beispielsweise beziehen sie zu 100 % Strom aus Windkraftanlagen, besitzen eine zentrale Staubsaugeranlage mit Wärmerückgewinnungsanlage, kaufen Möbel und Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen und sparen bis zu 90 % an Papier. Zudem findet einmal im Monat das sogenannte „Green Committee“ statt. Hierbei kann jeder Mitarbeiter neue Ideen zum Thema Nachhaltigkeit/Umweltmanagement einbringen, um das Hotel stetig zu verbessern. Durch das umweltbewusste Handeln ist das Hotel mit dem Green Globe zertifiziert, ein Zertifikat, welches aufzeigt, dass bestimmte Kriterien in den Bereichen Energie-, Wasser- und Abfallmanagement erfüllt werden.

Aber wie steht es um das Management von Chemikalien? Es gibt öko-zertifizierte Kosmetika auf den Zimmern und auch bei der Reinigung werden teilweise ökologische Reiniger eingesetzt, jedoch konnten diese nicht in allen Bereichen überzeugen. Besonders ökologische Spülmittel sind während der kurzen Spülzeiten gewerblich genutzter Spülmaschinen nicht in der Lage, das Geschirr ausreichend zu säubern.

Dazu merkt Hermann Oberth vom Schanzenstern an: „Bei bestimmten Küchengeräten, wie z.B. Kaffee- oder Spülmaschinen, geben die Hersteller nur Garantie, wenn bestimmte Reinigungsmittel verwendet werden. Das macht es natürlich nicht leichter, ökologische Reinigungsmittel zu nutzen.“

Da sind sich beide Hotels einig. In punkto Reinigungsmittel können die ökologischen nicht immer mithalten und verursachen höhere Personalkosten.

Allerdings ist es in anderen Bereichen wieder einfacher, z.B. bei der Beschaffung von Möbeln und Textilien. Hier kann man sich zertifizierte Produkte mit geringerer Chemikalienbelastung raussuchen. Dafür benötig man aber viel Zeit und Wissen, die nicht jeder Hotelbetreiber hat. Jens Behrens ergänzt hier lobend: „Beim Scandic erhalten wir genügend Zeit, um die richtigen Produkte und Lieferanten auszuwählen, denn Recherche ist zeitaufwendig.“

Ob zertifiziert oder nicht: Beide Hotels verfolgen ein nachhaltiges Management und sind auch zukünftig bestrebt, die Hotelbranche immer etwas mehr „grüner“ werden zu lassen.